Und sind sie wirklich sicher?

Innovationen im pharmazeutischen Werkzeugkoffer bedeuten oft Meilensteine in der Behandlung vieler Patienten. Im besten Fall tragen sie zur Verbesserung der Lebensqualität bei und lindern Leid und Ausgrenzung. Gerade bei der atopischen Dermatitis gab es lange Zeit keinen wirklichen Quantensprung in den Behandlungsmöglichkeiten. Mit Dupilumab, einem monoklonalen Antikörper gegen den Interleukin-4 Rezeptor, steht nun seit Jänner 2017 für Erwachsene und seit Jänner 2021 für Kinder ab dem 6. Lebensjahr eine zielgerichtete Therapie zur Verfügung. Zusätzlich sind seit kurzem auch zwei sogenannte Januskinasehemmer (JAK-I) für diese Indikation in Österreich verfügbar. Baricitinib ist seit November 2020 als erster JAK-I zur Behandlung der atopischen Dermatitis in Österreich zugelassen. Mit Upadacitinib folgte vor kurzem ein zweiter. Wir befragten dazu Prim. Univ.-Professor Dr. Franz Trautinger, Leiter der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten am Universitätsklinikum St. Pölten und seinen Oberarzt, Dr. Knut Prillinger.

Ich bleibe lieber zuhause

„Die atopische Dermatitis beeinträchtigt das gesamte Leben der Patienten. Erwachsene mit schwerer atopischer Dermatitis wurden tendenziell jahrelang unterbehandelt, das hat sich jetzt mit den neuen Therapiemöglichkeiten geändert“, sagt Prof. Trautinger. Die duldende, in sich gekehrte introvertierte Miene ist oft typisch für einen Menschen, der an dieser juckenden, schubhaft entzündlichen Hautkrankheit leidet. Oft versteckt man sich mit seinen ausgeprägten Ekzemen und meidet die Öffentlichkeit. 

Sicherheit zählt

Die Frage „Wie sicher sind die neuen Medikamente?“ interessiert sicherlich viele Betroffene, die Medikamente über längere Zeiträume einnehmen sollen, wie das bei der atopischen Dermatitis der Fall ist. Zur Behandlung von schweren Formen der entzündlichen Hautkrankheit wurden nun die früher verwendeten klassischen Immunsuppressiva durch die oben genannten innovativen Medikamente abgelöst, deren Wirksamkeit und Sicherheit in großen Zulassungsstudien belegt ist. Für Dupilumab liefert eine Nachbeobachtungsstudie mit 2677 Patienten, die an mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis erkrankt waren, bereits erste vielversprechende Langzeitdaten. 

Endlich in der Dermatologie angekommen

Neben ihrem zugelassenen Einsatz bei atopischer Dermatitis, wird die Wirksamkeit von JAK-I bei anderen entzündlichen Hautkrankheiten überprüft. OA Dr. Prillinger dazu: „Januskinase-Inhibitoren sind eine neue Substanzklasse, die im Gegensatz zu den sogenannten „Biologicals“ (zu welchen Dupilumab gehört) den Vorteil der oralen und lokalen Anwendung aufweist. Die Substanzen wurden in der Rheumatologie schon seit Jahren eingesetzt, die Zukunft wird weisen, ob sie bei entzündlichen Hautkrankheiten eine ähnliche Hauptrolle wie Glukokortikoide einnehmen werden können.“ 

Verträglich und sicher

Global betrachtet sind weder unter Dupilumab noch unter den JAK-Inhibitoren bislang schwere Nebenwirkungen aufgetreten, die Anlass zur Sorge geben müssten, bestätigt Prof. Trautinger. „Zu Beginn der Therapie mit Dupilumab kommt es zu einem etwas häufigeren Auftreten von Bindehautentzündung, diese ist aber meist milde und die Häufigkeit nimmt mit der Zeit ab.“ Darauf sollten die Patienten hingewiesen werden und man könne diese Bindehautreizungen auch gut behandeln, meint der Hautarzt. Reaktionen an der Injektionsstelle, die gehäuft zu Beginn der Therapie auftreten können, mildern sich ebenfalls mit der Zeit. „Auch die derzeit verfügbaren JAK-Inhibitoren sind sicher“, bestätigt Trautinger. Das Risiko für Gürtelrose ist etwas erhöht und manchmal kommt es zu Akne ähnlichen Ausschlägen. 

Was die Mediziner sonst noch interessiert

Bei einer Dauerbehandlung ist es auch ganz wesentlich, dass sich die Laborwerte nicht verändern. Beruhigenderweise werden unter Dupilumab keine relevanten Abweichungen von der Norm gesehen. Bei den JAK-I sind die Impfung gegen Hepatitis A und B sowie der Ausschluss einer schlummernden Tuberkulose vor Therapiebeginn erforderlich. Regelmäßige Laborkontrollen (Blutbild, Leber- und Nierenfunktion, Blutfette) sind empfohlen, erklärt Prof. Trautinger. Auch die Frage, wie lange Patienten das Medikament benützen ist für Mediziner interessant und gibt Aufschluss über Wirksamkeit und Verträglichkeit. Was wirklich erstaunlich ist: Für Dupilumab konnte gezeigt werden, dass auch nach 20 Monaten noch immer fast 94% der Patienten das Biologikum benützten. 

Zusammenfassend haben die neuen Medikamente gegen die mittelschwere und schwere Form der atopischen Dermatitis ein günstiges Sicherheitsprofil und eine anhaltende Wirkung. Sie bereichern eindeutig die medizinische Versorgung dieser häufigen Hauterkrankung.

Bericht: Dr. Christine Dominkus

Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Trautinger, St. Pölten



OA Dr. Knut Prillinger, St. Pölten