In diesem Jahr dreht sich alles um Hautkrebs und Hautkrebsvorsorge. Passend dazu arbeitet die Kampagne heuer eng mit der Österreichischen Krebshilfe zusammen, die sich mit der Aktion „Sonne ohne Reue“ seit 35 Jahren für Aufklärung rund um die Hautkrebsvorsorge und -früherkennung sowie für die Unterstützung von Betroffenen und Angehörigen einsetzt. Weitere wichtige Themen der Kampagne: chronischer Juckreiz, Hautpflege, Stigmatisierung im Zusammenhang mit sichtbaren Hautveränderungen, Besonderheiten der alternden Haut, atopische Dermatitis, Psoriasis, und viele weitere.
Im Rahmen unseres Pressegesprächs am 4. Mai haben Expert:innen unter anderem über Sonnenschutz, Hautkrebsvorsorge, Hautkrebs-Therapie und chronischen Juckreiz aufgeklärt.
35 Jahre „Sonne ohne Reue“
1988 organisierte die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie die erste „Vorsorgekampagne Melanom“. Mittlerweile ist die Aktion „Sonne ohne Reue“, die jährlich gemeinsam mit der Österreichischen Krebshilfe durchgeführt wird, DAS Markenzeichen rund um die Awareness für Hautkrebs-Vorsorge und -Früherkennung in Österreich. Denn zahlreiche Aktivitäten in den vergangenen 35 Jahren haben zu einem erhöhten Bewusstsein der Bevölkerung über die Gefahren der Sonne, die Notwendigkeit des Sonnenschutzes und die regelmäßige Kontrolle der Haut geführt.
„Die Botschaft der Aktion blieb in all den Jahren bestehen: Das Melanom ist heilbar, wenn es frühzeitig erkannt und entfernt wird,“ erklärt Univ.-Prof. Dr. Erika Richtig, Dermatoonkologin und Vorstandsmitglied der Österreichischen Krebshilfe. Die Früherkennung gilt nach wie vor als „Therapie der Wahl“ – auch im Hinblick auf die guten Heilungserfolge, die durch die bahnbrechende Weiterentwicklung der Therapie des Melanoms in den letzten Jahren erzielt werden. „Mehrere Umfragen der Österreichischen Krebshilfe haben gezeigt, dass diese Botschaft auch bei der Bevölkerung angekommen ist,“ so Richtig. Die Kampagne „Sonne ohne Reue“ hat zu einem erhöhten Bewusstsein der Bevölkerung über die Gefahren der Sonne, die Notwendigkeit eines effizienten Sonnenschutzes und die regelmäßige Kontrolle der Haut im Hinblick auf verdächtige Pigmentläsionen geführt.
Zentrales Informations-Element ist auch heuer wieder die neu aufgelegte Krebshilfe-Broschüre „Sonne ohne Reue“. Sie bietet umfangreiche Informationen zum Thema Hautkrebsvorsorge und ist kostenlos in allen Apotheken, bei Dermatolog:innen und der Krebshilfe erhältlich. Die Aufklärung an Kindergärten und Schulen bildet auch heuer wieder den Schwerpunkt der Aktion. Die Krebshilfe informiert dabei Kinder über den richtigen Umgang mit der Sonne. Denn gerade die Hautschäden in der Kindheit und Jugend legen oftmals den Grundstein einer Hautkrebserkrankung.
Außerdem stellt die Österreichische Krebshilfe gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie im neuen Buch „Mutmacher:innen. Den Krebs mutig ins Auge fassen“ zwölf Patient:innen mit der Diagnose Hautkrebs vor – und macht so Betroffenen und Angehörigen Mut. „Diese Begegnungen waren für uns ein großes Geschenk. Danke allen Mutmacher:innen, dass sie uns ihr Vertrauen geschenkt und mutig und offen über ihren Weg gesprochen haben“ freut sich Mag. Martina Löwe, Projektverantwortliche und Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe, bereits über das vierte Buch der „Mutmacher:innen“-Serie.
Hautkrebs: Prävention, Früherkennung, therapeutische Fortschritte
Neben Initiativen wie „Sonne ohne Reue“ leisten auch Dermatolog:innen seit Jahrzehnten intensive Aufklärung und Überzeugungsarbeit, wenn es um die Prävention und Früherkennung von Hautkrebs geht. Mythen rund um die „gesunde Bräune“ und die positiven Effekte der UV-Strahlung halten sich dennoch hartnäckig. Dies zeigt sich auch in der Statistik: Das Melanom, der gefürchtete schwarze Hautkrebs, ist im Ansteigen. Wie der weiße Hautkrebs ist auch der schwarze Hautkrebs ganz wesentlich auf die Sonnenstrahlung zurückzuführen.
„Geht es um Prävention, ist in erster Linie die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung einmal im Jahr beim Hautarzt wichtig. Besonders helle Hauttypen und jene mit vielen Muttermalen oder jene, die bereits an einem Hautkrebs erkrankt waren, sollten die dermatologischen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen“, so Univ.-Prof. Dr. Christoph Höller von der Universitätsklinik für Dermatologie in Wien; AG Melanom und dermatologische Onkologie der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV).
Die Therapie von weißem wie schwarzem Hautkrebs verfolgt zunächst das Ziel, den Tumor vollständig zu entfernen. Für weißen Hautkrebs bestehen unzählige dermatologische Behandlungsoptionen beginnend von der operativen Entfernung, lokal aufzutragender Cremen und Salben, Kryotherapie und weiteren Optionen. In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich durch die Einführung der Immuntherapie und der zielgerichteten Therapie enorm viel getan und die Prognose ist selbst bei fortgeschrittenen Stadien von Hautkrebs viel günstiger als früher. Heute liegt der Fokus der innovativen Therapiekombinationen zunehmend darauf, Metastasen bereits im Vorfeld zu verhindern, anstatt sie erst zu behandeln, wenn sie entstanden sind.
Die beste Strategie gegen Hautkrebs ist und bleibt jedoch die Vorsorge durch regelmäßige Kontrollen und vor allem durch den Schutz der Haut vor den schädlichen Einflüssen der UV-Strahlung.
Chronischer unerträglicher Juckreiz: Was steckt dahinter, was dagegen tun?
Juckreiz (medizinisch: Pruritus) ist ein sehr häufiges Symptom, denn praktisch kratzt sich jede/r von uns täglich an einer Stelle am Körper, die gerade juckt. Der akute Juckreiz hat also eine „physiologische Rolle“, um die Aufmerksamkeit auf eine Stelle zu lenken, die zum Beispiel trocken ist, von einem Kleidungsstück irritiert oder von einem Insekt gestochen wurde – oder anderen äußeren Einflüssen einer Irritation ausgesetzt ist. Wenn Pruritus aber über lange Zeit (mehr als sechs Wochen) anhält und chronisch wird, wandelt sich die physiologische Rolle des Pruritus immer mehr in eine „pathologische Rolle“, die die zugrundeliegende Ursache verschlimmert oder sogar eine neue eigenständige Erkrankung auslöst. Einer von fünf Menschen in unseren Breiten entwickelt einmal in seinem Leben chronischen Pruritus – je älter die Menschen werden, desto höher wird das Risiko.
Die chronische Prurigo kann unterschiedliche Formen annehmen. Immer geht sie mit sogenannten pruriginösen Papeln, Knoten oder Plaques einher. Bei der häufigsten knotigen Form, der sogenannten „chronisch nodulären Prurigo“ oder auch „Prurigo nodularis“, finden sich meist symmetrisch verteilte ca. 1 cm große Knoten. Vielfach leiden die Betroffenen über Monate, Jahre oder sogar Jahrzehnte unter chronischem Juckreiz und bei der chronischen Prurigo über oft zahlreiche, aufgekratzte und blutigen Stellen an Armen, Beinen und Rumpf.
Wie kann das Gesundheitssystem den Betroffenen helfen? „Wichtig ist aus meiner Sicht, besonders die Aufmerksamkeit für chronischen Pruritus und chronische Prurigo bei allen im Gesundheitssystem Tätigen und in der Bevölkerung zu erhöhen. Es ist wichtig, die Bedeutung dieses Symptoms bzw. Erkrankung bewusst zu machen, weil es dabei eben nicht nur um „ein bisschen Jucken“, sondern um eine massive Einschränkung der Lebensqualität für die Betroffenen geht“, so Univ.-Prof. Dr. Franz Legat Universitätsklinik für Dermatologie in Graz.
Neue vielversprechende Medikamente befinden sich zurzeit in klinischer Prüfung. „Vielleicht haben wir in ein paar Jahren bereits Medikamente, die nicht nur für spezifische, juckende Erkrankungen eingesetzt werden können, sondern bereits „das Juckreiz-hemmende Medikament“, das Ursachen-unabhängig für (fast) jede Form des chronischen Pruritus Anwendung findet.“, so Prof. Legat weiter.
Weitere Behandlungsfortschritte in der Dermatologie
„Die Entwicklungen der forschungsgetriebenen Dermatologie sind faszinierend. Neue Medikamente kommen direkt nun den Patient:innen zugute – und das bei Erkrankungen, bei denen es bis vor kurzem keine gezielten Behandlungsansätze gab“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Peter Wolf, Vorstand der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie in Graz und amtierender Präsident der ÖGDV.
Begonnen hat dieses „goldene Zeitalter in der Dermatologie“ mit der Entwicklung zielgerichteter Medikamente (sogenannte Biologika) gegen den Tumornekrose-Faktor-alpha zur Therapie der Psoriasis, sagt Wolf. Weitere Biologika, die gegen andere Schlüsselbotenstoffe der Erkrankungskaskade (IL-12/23, IL-17, IL-23, IL-4/13) wirken, und Inhibitoren des Januskinase-Signalwegs folgten. Inzwischen kommen die neuen Therapien nicht nur bei Psoriasis, atopischer Dermatitis und weiteren entzündlichen Hauterkrankungen, sondern beispielsweise auch bei schwersten Form von Akne, kreisrundem Haarausfall und der Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) zum Einsatz.
In der Dermatoonkologie haben insbesondere Immuntherapien (darunter sogenannte Check-point-Inhibitoren) und neue zielgerichtete Therapien (BRAF- und MEK-Inhibitoren) die Prognose von Melanom-Patient:innen entscheidend verbessert – „in einem Ausmaß, von dem davor nur zu träumen war“, so Wolf.
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