Was der Behaarungstyp so alles verrät

Das Kopfhaar ist der natürlichste Schmuck des Menschen. Haarwachstum unterliegt vielen verschiedenen Einflüssen, exogene und endogene Faktoren können Dichte, Glanz und natürliche Schönheit der Haare bestimmen.

Viele Faktoren wie Genetik, Hormone und Alter können die Follikel und damit das Haarwachstum beeinflussen. Haare sind jedoch nicht nur ein Schönheitsmerkmal, sondern können auch Hinweise auf gesundheitliche Inbalancen geben. So zum Beispiel verstärkter Haarausfall als Krankheit (kreisrunder Haarausfall, Alopecia areata oder hormonell bedingter Haarausfall bei Männern wie bei Frauen) Manchmal zeigen sich Haare in stärkerem Ausmaß am Körper, was meist als störend empfunden wird. Dieser übermäßige Haarwuchs wird Hypertrichose genannt.

Hypertrichose – zu viele Haare

Bei einem exzessiven Haarwachstum (Hypertrichose) zeigt sich ein Haarwachstum über den gesamten Körper. „Eine Hypertrichose ist eine über das Normalmaß hinausgehende Körperbehaarung, die durch eine gesteigerte Haardichte verursacht ist“, erklärt der Facharzt für Dermatologie und Venerologie OMR Dr. Johannes Neuhofer, Linz. Sie kann lokal begrenzt vorliegen oder sich auf den gesamten Körper erstrecken. Dieser Behaarungstyp ist nicht hormonell bedingt. Dr. Neuhofer rückt vor allem die seelische Komponente diese Behaarungstypus ins Licht: „Ein Zuviel an Haaren stören sehr oft kosmetisch und verursachen in vielen Fällen bei den Betroffenen psychische Probleme.“

Einige Medikamente können als unerwünschte Wirkung eine Hypertrichose induzieren. So z.B. als Nebenwirkung von Minoxidil, Phenytoin oder auch Kortison. Ebenso findet man die Hypertrichose bei Krankheitsbildern wie Anorexie und HIV-Infektionen. Auch ein vereinzelt auftretender vermehrter Haarwuchs an bestimmten Körperstellen gibt wichtige Hinweise. So können Haarbüschel an der Basis der Wirbelsäule bei Neugeborenen auf eine Spina bifida occulta, eine sogenannte „offene Wirbelsäule“ hindeuten. Zu den seltenen angeborenen Fällen des exzessiven Haarwuchses zählen die Persistenz der angeborenen Lanugobehaarung und die Hypertrichose vor der Geschlechtsreife.

„Wenn Medikamente die Ursache für die erworbene Hypertrichose sind, ist es einfach die Ursache zu beheben“, erklärt Dr. Neuhofer. „Meist bildet sich der Haarwuchs von selbst wieder zurück. Zur dauerhaften Haarentfernung kommen Laserbehandlungen oder Epilationen mitsamt der Wurzel infrage.“

Hirsutismus – männlicher Behaarungstyp

Hirsutismus bezeichnet man das übermäßige Wachstum von dichten oder dunklen Haaren bei Frauen in Lokalisationen, die typisch für das männliche Behaarungsmuster sind. Im Gegensatz zur Hypertrichose ist Hirsutismus hormonell verursacht. Beim Hirsutismus entwickeln Frauen Bartwuchs und Haare auf Oberkörper und Armen, Brust rund um die Brustwarze, Schultern, Unterbauch, Rücken und inneren Oberschenkeln. Ursächlich ist ein Überschuss an Androgen, den männlichen Hormonen. Mit bis zu 80 Prozent ist das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) die häufigste Ursache für einen ausgeprägten Hirsutismus, erklärt Univ.-Prof. Dr. Peter Frigo, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe und Endokrinologe an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien. „Beim PCOS handelt es sich um eine Hormonstörung der Eierstöcke, die zu einer vermehrten Bildung von Androgenen und dadurch auch zu einem übermäßigen Haarwuchs führt. Das polyzystische Ovarsyndrom und Hirsutismus können vom Endokrinologen beziehungsweise Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe sehr gut hormonell behandelt werden, ein Schwerpunkt dabei ist auch die kohlehydratarme Ernährung“, so der Experte. Zu diesem Thema ist von Peter Frigo auch ein Buch mit über 100 Rezepten im Maudrich Verlag mit dem Titel: „Ernährung bei PCOS“ erschienen.

Redaktion: Dr. Christine Dominkus; vidiert Univ.-Prof. Dr. Peter Frigo, FA für Gynäkologie und Geburtshilfe, Endokrinologe


Foto: OMR Dr. Johannes Neuhofer
cc: Laresser

Foto: Univ.-Prof. Dr. Peter Frigo
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